Antrag: Kein Vergessen: Die Rolle der Greifswalder Studierendenschaft im Nationalsozialismus

Antragsteller*innen: Linksjugend ['sds], vertreten durch: Sophie Tieding, Jan Methling, Franziska Finze, Henry Weede, Sasha Kittel, Ben Herbst, Annabel Bustorf, Jacob Zarmstorff, Marie Kamischke

Antrag: Die Vollversammlung möge beschließen:

 

Die Studierendenschaft der Universität Greifswald erinnert an die besondere negative Rolle der Greifswalder Studierenden und Professor*innen bei den Bücherverbrennungen am 10. Mai 1933 und mahnt an, dass sich Geschichte nicht wiederholen darf. Wir sehen uns in der Verantwortung, die Rolle der Studierendenschaft der Universität Greifswald in der Zeit des Nationalsozialismus aufzuarbeiten und stehen entschieden gegen nationalistische, rassistische und reaktionäre Bestrebungen der Gegenwart.

 

Zu diesem Zweck:

 

- wird der*die AStA Referent*in für politische Bildung beauftragt, eine AG zu initiieren, die sich mit der Rolle der Universität Greifswald im Nationalsozialismus beschäftigt. Anknüpfungspunkt hierfür kann das Forschungsprojekt "Universität Greifswald im Nationalsozialismus" sein.

 

- wird das Studierendenparlament beauftragt in Zusammenarbeit mit dem AStA eine jährliche Gedenkveranstaltung am 10. Mai zu planen und durchzuführen. Eine Zusammenarbeit mit den weiteren Gremien der Universität wird angestrebt.

Begründung des Antrags: Begründung:

Von März bis Oktober 1933 fanden in ganz Deutschland Bücherverbrennungen statt. Diese waren von der Hitlerjugend, der SA, der NSDAP und dem Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund (NSDStB) zentral organisiert und wurden vor allem von Studierenden und Professoren geplant und geleitet. Unrühmlicher Höhepunkt der Kampagne „Wider den undeutschen Geist“ war die durch den NSDStB am 10. Mai 1933 in Berlin organisierte und gleichzeitig an 18 weiteren deutschen Universitätsstandorten ablaufende Aktion, bei der Bücher der sogenannten "Schwarzen Listen" öffentlich verbrannt wurden. Auf diesen Listen standen vor allem jüdische, marxistische und pazifistische Schriftsteller*innen und sonstige Oppositionelle, die die Nazis als "undeutsch" betrachteten. Die Bücherverbrennungen bildeten den Auftakt für weitere Repressionen der Nationalsozialist*innen gegen Schriftsteller*innen, Journalist*innen und Wissenschaftler*innen. In Greifswald versammelten sich Studierende und Professoren geschützt durch Polizei und SA Abends zur Bücherverbrennung auf dem Marktplatz. Die Greifswalder Studierendenschaft war bereits vorher während der Aktionen "wider den undeutschen Geist" sehr aktiv. Der 10. Mai 1933 ist ein besonders dunkles Kapitel in der Geschichte der deutschen Studierendenschaft und erfährt dabei viel zu wenig Erinnerung. Die Studierendenschaft gab den Anstoß für die Aktionen, beteiligten sich maßgeblich an der Planung und leitete schließlich deren Durchführung an. Die Bücherverbrennungen und der dadurch geschürte Hass bereiteten den Boden für die spätere organisierte Verfolgung von Jüd*innen, Kommunist*innen, Sozialdemokrat*innen und sonstigen Menschen und Personengruppen, die von den Nazis als "Feinde" definiert wurden. Wir sagen: Nie wieder ist jetzt! Und wehret den Anfängen!