Antrag: Für eine gesunde, inklusive und chancengerechte Hochschullandschaft

Antragsteller*innen: Melina Shafaei, Marie Meißner, Johann Weglage, Theresa Schinkitz, Bjarne Brakensiek, Daniela Brakensiek, Christoph Berner, Ferdinand Paris Brehme, Robert Karl Gebauer, Tanja Weinert, Fabian Schwerin, Phi Wilkening, Benjamin Gröschel

Antrag: Die Vollversammlung der Universität Greifswald möge beschließen: Psychische Gesundheit wird als essenzieller Bestandteil eines erfolgreichen Studiums anerkannt. Wir fordern eine diskriminierungsfreie und inklusive Hochschullandschaft, in der alle Studierenden unabhängig von ihrer psychischen Verfassung gleiche Chancen auf Bildung und gesellschaftliche Teilhabe haben.

 

Die Vernachlässigung der psychischen Gesundheit von Studierenden – trotz der Belastungen durch die Corona-Pandemie, steigende Armut und einen intensiven Leistungsdruck – ist nicht hinnehmbar.

 

Ursachen wie Isolation während der Pandemie, strukturelle Probleme im Hochschulsystem und ein chronisch überlastetes Beratungswesen verschärfen die Situation. Gleichzeitig führen Stigmatisierung und unzureichende Unterstützung dazu, dass viele Betroffene von Diskriminierung und unüberwindbaren Hindernissen berichten, wenn sie Nachteilsausgleiche oder flexible Studienmodelle benötigen.

 

Unsere Forderungen: Konsequentes Handeln für eine bessere Hochschullandschaft

Um diesen Herausforderungen zu begegnen, fordert die Vollversammlung:

 

1. Ausbau psychologischer Beratungsstellen:

- Aufstockung der personellen und finanziellen Ressourcen.

- Verkürzung der Wartezeiten auf maximal zwei Wochen.

- Bereitstellung vielfältiger Angebote, von Einzel- und Gruppentherapien bis hin zu Online-Formaten.

 

2. Aufklärung und Sensibilisierung:

- Schulungen für Lehrende und Verwaltungspersonal zum Thema psychische Gesundheit.

- Einführung regelmäßiger „Mental Health Awareness Weeks“, um Stigmatisierung abzubauen und Unterstützungsangebote sichtbarer zu machen.

 

3. Flexibles Studium für alle:

- Einführung flächendeckender Teilzeitstudienmöglichkeiten.

- Abschaffung starrer Anwesenheitspflichten und Anpassung von Prüfungsformen an individuelle Bedürfnisse.

 

4. Reform des BAföG:

- Einführung eines elternunabhängigen Vollzuschusses.

- Berücksichtigung gesundheitlicher Gründe für eine Verlängerung der Förderungshöchstdauer, auch bei Teilzeitstudium oder Überschreitung der Regelstudienzeit.

 

5. Gesundheitsfördernde Lernumgebungen:

- Einrichtung von Rückzugs- und Erholungsräumen, etwa als „Stress-Free Zones“.

- Integration von Achtsamkeits- und Entspannungsangeboten in den Studienalltag.

 

6. Verbesserte Vernetzung:

- Enge Zusammenarbeit zwischen Hochschulen, Beratungsstellen und externen Therapeut*innen, um Übergänge zwischen Unterstützungsangeboten zu erleichtern.

 

7. Förderung der Forschung:

- Investition in Studien zu spezifischen Belastungen und Unterstützungsbedürfnissen von Studierenden.

 

Ziel: Chancengleichheit und Inklusion für alle Studierenden

Psychische Gesundheit ist keine Randthematik, sondern eine zentrale Voraussetzung für Chancengerechtigkeit und Bildungserfolg. Eine Hochschullandschaft, die die Bedürfnisse psychisch belasteter Studierender systematisch ignoriert, widerspricht den Grundprinzipien einer gerechten Gesellschaft.

 

Die Universität Greifswald hat die Verantwortung, Vorreiterin einer inklusiven, gesundheitsfördernden und chancengerechten Bildung zu werden. Lassen Sie uns gemeinsam an einer Hochschulpolitik arbeiten, die alle Studierenden stärkt – für ein Studium, das allen die gleichen Chancen auf Erfolg und Teilhabe bietet.

 

 

 

 

 

Begründung des Antrags: Begründung:

Die aktuelle Studienlage zeichnet ein alarmierendes Bild: Laut einer Erhebung des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) aus dem Jahr 2023 leiden 35% der Studierenden unter akuten psychischen Belastungen, die ihr Studium erheblich beeinträchtigen. Nur 40% dieser Betroffenen suchen professionelle Unterstützung – oft aufgrund von Stigmatisierung, fehlenden Angeboten oder langen Wartezeiten.